PH 2-2017 Frauen
Rückblick auf die Frauen DM von Horst Strömer
Überraschungsgold in Schwaben
Rückblick auf die Hallen-DM der Frauen
Es war der insgesamt achtzehnte Deutsche Meistertitel (davon elf in der Halle), den das ASV-Frauenteam seit 1984 an die Lethe holte: Am 5. März 2017 setzte sich die Truppe von Edda Meiners und Thomas Neuefeind im Stuttgart-Stammheimer Finale gegen den TSV Dennach mit 3:0 durch. Zwei Welt- und acht Europapokale ergänzen die eindrucksvolle Trophäensammlung unseres Frauenteams. Aus der Sicht einer der erfolgreichen Teilnehmerinnen blickt Sandra Wortmann auf die außergewöhnliche DM zurück:
Was war das wieder für eine Meisterschaft im Süden der Republik! In vielen Belangen erinnerte sie uns doch mächtig an Bretten 2015, nicht nur, weil die Medaillen an unseren Hälsen am Ende genauso schön golden glänzten! Damals brachte die Vorrunde es mit sich, dass wir schon mit einem Bein und fast ganzem Hinterteil die Plätze auf der Tribüne einnehmen mussten. Diesmal war es das Halbfinale, bei dem es ganz danach aussah, als würden die Gegner uns ein Bein auf dem Weg ins Finale stellen und wir auf den Hintern fallen.
Wahrscheinlich ist es insgesamt doch ein wenig zu gut gelaufen: Die Saison begann mit dem Turniersieg in Brettorf unerwartet rund, in der gesamten anschließenden Hallenserie sollte es nur eine Niederlage geben, und mit der Silbermedaille beim Europacup in eigener Halle hätte auch nicht jeder im Vorfeld gerechnet.
Und dann auch noch zwei Siege in den Gruppenspielen der Stammheimer DM! Auch wenn dabei schon vor dem zweiten Vorrundenspiel gegen den TSV Calw klar war, dass wir im Halbfinale stehen würden, setzten wir alles daran, als Gruppenerster einzuziehen, um ein vorzeitiges Aufeinandertreffen mit dem TSV Dennach zu vermeiden. Wir wollten uns ja schließlich erst im DM-Endspiel für die Finalniederlage beim Ahlhorner Europacup vom Januar revanchieren.
Es lief also alles nach Plan: „Selsingen können wir gut!“, so dachten wir! Selsingens Mädel wiederum konterten in Gedanken: „Jetzt aber erst recht!“ Und lange sah es auch so aus, als sollten sie recht behalten: 0:2 nach Sätzen (6:11, 6:11) und schließlich im dritten Satz bereits ein recht deutlicher Rückstand! Dann endlich vollzog sich, was Edda laut Rouven Schönwandt so schön formulierte: Wir konnten doch noch hören. Und so sollte sich das Blatt noch wenden: Eine sagenhafte Aufholjagd endete schließlich mit einem 3:2 (11:4, 11:8, 11:9) und dem erneuten Finaleinzug der Blau-Weißen! Da staunte nicht nur die voll besetzte Stammheimer Tribüne nicht schlecht: Wir selbst waren nicht weniger verwundert darüber, dass wir dieses Ding noch gedreht hatten.
Im Anschluss war es dann an uns, mit dem Vorsatz: „Und jetzt erst recht!“, in die Neuauflage des Finales von 2016 zu stürmen. Und in der Tat stand auf der anderen Seite der Leine natürlich wieder Dennach - ganz wie erwartet! Nur diesmal hat es wirklich einmal geklappt: Wieder staunten alle Beteiligten nicht schlecht, als wir den Europacupsieger und Titelverteidiger in glatten drei Sätzen 11:9, 11:4 und 11:8 besiegten.
Was die Fachwelt aber mittlerweile schon weniger überrascht: Wie man ordentlich feiert, das wissen wir schon länger! Es gibt da dieses heimlich gedrehte Video, in dem minutenlang um den gefüllten Pokal getanzt wird, bis sich alle in den Armen liegen und aus voller Kehle jubilieren! Genau mit diesem Gefühl des Überschwangs sind wir in jener frühen Märznacht spät aus Stammheim zurückgekehrt, und auch etliche Wochen danach haben wir noch ein Lächeln auf dem Gesicht, weil weder wir selbst noch irgendein anderer ernsthaft damit gerechnet hätte, dass der ASV immer noch in der Lage ist, Gold zu gewinnen! Die überraschenden Titel sind die schönsten, und der von Stammheim 2017 gehört gewiss dazu.
(Text 3: Frauen-DM in Stammheim; Endspielprotokoll der DFBL; gut eine Seite, viele Fotos drumherum, Tabelle und Aufgebot als auflockerndes Additum)
Protokoll des Finales
Bericht der DFBL über das DM-Endspiel in Stammheim
Stammheim (DFBL/bec). Das war deutlich, aber auch überraschend: Mit einem klaren 3:0 entthront der Ahlhorner SV den TSV Dennach im DM-Finale von Stammheim. Mit dem Duell des Ersten der Nord-Bundesliga aus Ahlhorn gegen den Süd-Meister aus Dennach hat die DM das bestmögliche Finale erhalten. Gleich fünf aktuelle und ehemalige Weltmeisterinnen stehen zu Beginn auf dem Platz – drei bei Dennach und zwei bei Ahlhorn.
Den ersten Finalpunkt setzt der Titelverteidiger und Europacupsieger aus dem Schwarzwald. Taktisch starten beide mit demselben Konzept, nehmen jeweils die gegnerische Schlagfrau aus dem Spiel. Das klappt besser bei Dennach, das Team führt schnell mit 4:1. Diese Dreipunkte-Führung hat lange Bestand, bei 9:6 steht Dennach kurz vorm Satzgewinn. Dann trifft Sonja Pfrommer doppelt das Band und der ASV kann ausgleichen: 9:9. Noch ein Pfrommer-Fehler in der Annahme bringt Ahlhorn den ersten Satzball der Partie. Und das Team von Trainerin Edda Meiners holt sich denn auch den Satz: Pfrommer wird ein Fußfehler abgepfiffen und es steht 11:9 für Ahlhorn nach 6:9-Rückstand.
Dennach wechselt nun defensiv: Weltmeisterin Sophia Scheidt kommt für die angeschlagene Christina Grüneberg. Für Scheidt wird es der letzte Auftritt für die „Pink Ladies“ sein, denn sie verlässt den Verein studienbedingt nach dieser DM. Dennach bietet damit vier Abwehrspielerinnen auf, Scheidt rückt nach vorne. Ahlhorn holt sich gleich wieder einen Vorsprung, zieht auf 4:0 und dann auf 7:1 davon. Bei Dennach läuft in dieser Phase gar nichts zusammen. Pfrommer serviert weitere Fehler, die dem ASV das für diesen Satz vorentscheidende 9:1 bringen. Schnell folgt das 10:1, das von Dennach nur noch leicht aufpoliert werden kann. Bei 10:4 unterläuft Pfrommer dann aber der entscheidende Annahmefehler und Ahlhorn holt sich die 2:0-Satzführung.
Dennach verharrt auch im dritten Satz auf seinem Konzept, Angreiferin Grüneberg bleibt weiter draußen, von einer Blessur an der Hand gehandicapt. Die Ahlhornerinnen nutzen das mit all ihrer Erfahrung aus, profitieren jedoch auch von einer verunsichert wirkenden Weltmeisterin Sonja Pfrommer. Dennoch punktet Dennach nun das eine oder andere Mal und führt zur Satzmitte mit immerhin 5:2. Dann meldet sich die Mannschaft des weltgrößten Faustballclubs aus dem Oldenburger Land zurück, verkürzt, punktet dreifach und gleicht aus. Auch die nächsten Punkte gehen in den Norden, Pfrommer serviert in die Leine zum 7:5 für den ASV. Mittlerweile hat Sarah Reinecke in der Abwehr Jacky Zaddach ersetzt. Doch noch ist Dennach nicht geschlagen: Nach Leinenball von Imke Schröder ist der 8:8-Ausgleich erreicht. Das ist dann jedoch der letzte Punkt des Titelverteidigers, die nächsten drei gehören dem ASV. Den entscheidenden macht Pia Neuefeind zum 11:8 und 3:0-Erfolg und damit zum Deutschen Meistertitel 2017. Dem großen Favoriten aus Dennach, der vor wenigen Wochen in Ahlhorn noch souverän den Europacup gewann, bleibt diesmal nur der zweite Rang.
Pia Neuefeind, Angreiferin des Ahlhorner SV: „Wir hatten noch eine Rechnung aus dem Europacup offen und die Revanche ist uns geglückt! Es war unser Ziel, hier das Finale zu erreichen, um die damalige Niederlage geradezurücken. Dass uns das gelungen ist, ist natürlich super.“
Das Goldaufgebot des ASV bildeten:
Janna Köhrmann, Pia Neuefeind, Sarah Reinecke, Imke Schröder, Sandra Wortmann, Jaqueline Zaddach; Trainer/Betreuer: Edda Meiners, Thomas Neuefeind
Endstand der 45. Hallen-DM der Frauen:
1. und Deutscher Meister: Ahlhorner SV (1. BL Nord, Niedersachsen); 2. TSV Dennach (1. BL Süd, Württemberg); 3. MTSV Selsingen (2. BL Nord, Niedersachsen); 4. TSV Calw (2. BL Süd, Württemberg); 5. TV Vaihingen/Enz (3. BL Süd, Württemberg) und SV Moslesfehn (3. BL Nord, Niedersachsen)
Immer, wenn es wichtig ist!
Ein DM-Kommentar von Rouven Schönwandt
Rouven Schönwandt, mit seinem Team zuständig für das Stammheimer DM-Streaming, wie es von Sportdeutschland.TV auf die Displays und Schirme geliefert wurde, fand nebenbei noch Zeit, den Verlauf der Meisterschaft sowie den Ausgang der Spiele persönlich zu kommentieren. Auf „faustballbilder.de“ findet unsere geneigte Leserschaft neben anderen interessanten Materialien, Bildern und Beiträgen auch den folgenden Kommentar von Rouven. Was haltet ihr von seiner Position?
Man mag es kaum glauben, aber für mich war es die erste Deutsche Meisterschaft der Frauen in der Halle, die ich vor Ort miterlebt habe. (...) Wenn ich eines in meiner Trainerkarriere gelernt habe, dann dass Ahlhorn immer dann voll da ist, wenn es wichtig ist, und dass das Spiel der Meiners-Truppe selten sehr spektakulär, immer aber sehr unangenehm und effektiv ist. „Sie können doch noch auf mich hören!“, rief mir Edda nach dem Halbfinale entgegen, und diesmal scheiterte auch der TSV Dennach mit vielen Eigenfehlern und wenig Konzentration auf das eigene Spiel an sehr guten Ahlhornerinnen. Für mich überraschender war der Gewinner der Bronzemedaille. Ich gebe