DM Männer Vorschau
Das Gute liegt so nah!
Vorschau auf die Hallen-DM der Männer in Oldenburg
Was für eine Hallensaison! Was für ein Herzschlag-Finale um die DM-Qualifikation! Was für eine Freude auf die neuerliche “Endrunde vor der Haustür”!
Das alles war so natürlich kaum abzusehen! Bis zum letzten Samstag vor der Männer-DM, die wieder - wir könnten hinspucken oder bei schwächelnder Zungenmuskulatur zumindest mit dem Fahrrad dort aufkreuzen - in Oldenburg ausgetragen wird, steigerte sich die Spannung von Spieltag zu Spieltag, sodass schließlich selbst die flexibelsten die Nerven zu zerreißen drohten:
zunächst die niederschmetternde Nachricht von der schweren Verletzung unseres durchschlagskräftigsten Hauers Christoph Johannes, die Coach Paule bis zum Januar 2015 zum ständigen Improvisieren zwang: Co-Trainer Nils Carl kehrte auf das geliebte Spielfeld zurück und hat sich als stabiler Notnagel besondere Meriten verdient, Steffen Lüdtke über lange Zeit eine wahnsinnige Verantwortung an der Leine mit Bravour getragen, Zuspieler Tim Albrecht ebenso aufopfernd wie erfolgreich Vertretungsaufgaben übernommen.
dann die nahezu katastrophale Niederlage gegen Hagen 1860 in eigener Halle: Gegen Brettorf - sicherlich auch gegen Berlin - darf ein ersatzgeschwächtes Team selbstverständlich verlieren, aber nicht gegen die Westfalen und nicht 0:5! Wir wissen alle bis heute nicht so recht, was unsere Truppe damals im späten Dezember 2014 geritten hatten, vielleicht ging es unterschwellig um freundliche Geschenke zum Fest des Friedens. Oder haben die blau-weißen Prügel des Knechts Ruprecht damals ihre langfristige Wirkung hinterlassen?
und schließlich die verweigerte Nachbarschaftshilfe durch die Brettorfer Spitzenreiter: Ist es nicht irgendwie erstrebenswert, eine weiße Weste mit in die DM-Endrunde zu nehmen? Die Südvereine aus Dennach und Pfungstadt haben sich das bis zuletzt ja auch aufs Panier geschrieben und umgesetzt. Aber unsere Freunde von nebenan verlieren ein einziges Spiel! Und nicht etwa gegen Berlin oder Hagen, nein: ausgerechnet gegen den MTV Hammah, unseren unmittelbaren Konkurrenten um das dritte Ticket nach Oldenburg (obwohl wir ja mit der Bahn ohnehin bnicht fahren wollten)! Ihr hättet uns gar manche Zitterei ersparen können, liebe Brettorfer Nachbarn!
Nun gut, wir hatten es selbst verbockt und mussten die Suppe auch selbst auslöffeln. Und die Schöpfkelle dazu haben wir dann in den Tagen vor dem 21. Februar selbst hervorgeholt: Ein bis unter die Fußnägel motiviertes Team, eine fantastische Busfüllung voller begeisterter Fans und ein blau-weißes “Jetzt erst recht” machten sich solidarisch auf den Weg gen Hammah - und kehrten überglücklich zurück!
Dennoch war das 5:2 gegen die Heitmann-Hoff-Truppe vor fast 500 begeisterungsfähigen Zuschauern ein hartes Stück Arbeit. Aus einer soliden Abwehr ragte immer wieder Mats Albrecht heraus, und Christoph Johannes scheint seine Verletzung und den Trainingsrückstand überwunden zu haben. Tim Albrecht, Sören Dahms und Christoph selbst boten dem gewaltigen Angriffsduo HeiHo aus Ha mehr als erfolgreich Paroli. Hochmotiviert und -konzentriert agierten unsere Jungs fast durchweg “aus einem Guss” und sicherten sich mit dieser ebenso homogenen wie nerven- und kampfstarken Leistung und unter dem Jubel der mitgereisten Fans verdient ihren Platz in der Gruppe B der Oldenburger DM.
Da fand denn sogar unser kritischer Coach, unser Paule, kein Haar mehr in der Suppe, die seine Truppe nun also in der Tat selbst ausgelöffelt hat: „Das war heute eine ganz starke Mannschaftsleistung vom Anfang bis zum Ende. Wir standen in der Abwehr sicher und bekamen die gefährlichen Angaben von Björn Hoff mit zunehmendem Spielverlauf immer besser in den Griff. Wir konnten dann unser eigenes Spiel aufziehen und letztlich verdient gewinnen.“
In der EWE-Arena werden die Karten am kommenden DM-Sonnabend neu gemischt. Dabei trifft unser Team zwar in der insgesamt härteren Vorrundengruppe noch nicht auf den heißen Goldfavoriten aus Pfungstadt, doch droht mit den Spielen gegen Brettorf und Schweinfurt-Oberndorf, realistisch betrachtet, bereits das Ausscheiden; denn der TVB hat sich (vgl. oben!) über die gesamte Hallensaison nur eine einzige Blöße gegeben und auch beide Partien gegen den ASV nach leichten Anfangswacklern recht sicher gewonnen, und auch gegen die Schweinfurter zogen wir bundesweit eher den Kürzeren. Doch haben Lokalderbys - erst recht unmittelbar vor der Haustür - immer einen besonderen Charakter, dessen Gehalt auch gravierend die Fanblöcke bestimmen können. Der Südzweite aus Franken andererseits steht und fällt mit seinem Nationalspieler Fabian Sagstetter, der als Motor und Herz der homogenen Mannschaft gilt. Seinen ebenso variablen wie sicheren Spielaufbau gilt es zu durchkreuzen, wenn Christoph und Co. eine Chance haben wollen.
So kann unser Ziel nur sein, frei von jeder Nervenbelastung, aber mit vollem Einsatz und hochkonzentriert zu agieren und zumindest eines der beiden Spiele zu gewinnen, um ins Halbfinale vorzustoßen. Wenn dann der übermächtige Favorit aus Pfungstadt der Gegner wäre - was soll’s? Dann bliebe immer noch die Chance auf eine Sensation oder auf ein kleineres “Treppchenplätzchen”. Angesichts des kantigen Saisonverlaufs jedoch können Paule und seine ASV-Truppe völlig unverkrampft in Oldenburg auflaufen. Ihr habt die Erwartungen bereits erfüllt, Jungs! Was jetzt kommt, ist Zubrot.
Horst Strömer