SCHIEDSRICHTER AUS AHLHORN

SCHIEDSRICHTER AUS AHLHORN

09.01.2021

SCHIEDSRICHTER AUS AHLHORN
Pionier in der Faustball-Hochburg
nach NWZ- Landkreis Oldenburg
Sönke Spille

Der Landkreis Oldenburg gilt als Faustball-Hochburg in Deutschland: Dennoch war der Ahlhorner Michael Behrens vor drei Jahren der erste Schiedsrichter, der internationale Spiele pfeifen durfte.


AHLHORN Deutsche Meisterschaft der Männer 2015 in der kleinen EWE-Arena in Oldenburg: Im Spiel um die Bronzemedaille liefern sich der TV Schweinfurt-Oberndorf und der TV Brettorf ein packendes Spiel, als beim Stand von 9:7 (2:1 nach Sätzen für Brettorf) die beiden Angreifer Tobias Kläner (TVB) und Oliver Bauer (TVO) im Blockduell um den Punkt kämpfen. Der Ball geht in die Leine, alle Augenpaare der Spieler, Betreuer und Zuschauer richten sich auf Michael Behrens. Der Schiedsrichter aus Ahlhorn entscheidet: Punkt und Matchball Brettorf.

Entscheidungen wie diese musste der 43-Jährige in den vergangenen Jahren viele treffen. Als Schiedsrichter muss er seit 2012 bei Bundesligaspielen und Deutschen Meisterschaften auch in kniffligen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Und: Seit knapp drei Jahren ist er auch international im Einsatz – und damit so etwas wie ein Pionier für die Faustballer im Landkreis Oldenburg.
Faustball in Grundschule
Seine Leidenschaft für den Faustball entwickelte Behrens während seiner Grundschulzeit in Ahlhorn. „Ich glaube es gibt fast niemanden, der dort nicht einmal mit dem Faustball in Kontakt gekommen ist“, sagt er. Kurz nach den ersten Stehversuchen in der Schule besuchte er das erste Training beim Ahlhorner SV. Er blieb – und feierte große Erfolge: Zahlreiche Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften, Medaillen und DM-Titel heimste er während seiner Jugendzeit mit den Ahlhornern ein. Während dieser Zeit legte er auch seine erste Schiedsrichterprüfung ab – zunächst für den Bezirk, dann für die Ligen auf Landesebene. „Wir waren es in der Jugend gewohnt, untereinander zu schiedsen. Da war es ganz normal, dass wir auch unsere Lizenz machen“, sagt er. Bei der Ausbildung zum A-Schiedsrichter in Moslesfehn war Behrens dann als einziger aus seinem Team übrig geblieben. Er bestand die Prüfung – und durfte fortan Bundesliga-Spiele leiten.

Zurück nach Ahlhorn
Anfang des neuen Jahrtausends zog es Behrens dann beruflich gen Süden – und die Zeit zum Schiedsen war kaum noch vorhanden. „2009 bin ich nach Ahlhorn zurückgekommen, hatte Zeit und habe gefragt, ob es Schiedsrichterbedarf gibt“, berichtet der Ahlhorner. Nach erneut bestandener Prüfung 2012 war er als Schiedsrichter zurück an der Seitenlinie – und übernahm kurze Zeit später auch das Amt als Schiedsrichter-Einsatzleiter im Bereich Nord der Deutschen Faustball-Liga. „Wie in vielen anderen Sportarten ist es schwer, alle Spiele besetzt zu bekommen“, gibt Behrens zu. „Lizenzen gibt es genug, aber viele sind zu wenig bereit, Spiele zu übernehmen.“

Bundesliga-Spiele, Deutsche Meisterschaften der Jugend, aber auch bei den Männern: Michael Behrens machte nach der erneuten A-Lizenz nicht nur mit vielen Einsätzen, sondern auch mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. „Ich habe mich bei einer Deutschen Meisterschaft der Männer 35 an der Schulter verletzt und konzentriere mich seitdem auf meine Tätigkeit als Schiedsrichter“, sagt der 43-Jährige.

Doch was macht einen guten Schiedsrichter eigentlich aus? „Der Spaß am Sport ist wichtig, man muss das Regelwerk kennen und sollte auch Spielverständnis mitbringen. Das hilft besonders bei den Blockduellen der Männer ungemein. Und eine gute Prise Selbstvertrauen ist wichtig“, sagt Michael Behrens. Und auch von Fehlern sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Klar hatte auch ich schon Entscheidungen, bei denen ich gepfiffen habe und dann doch noch ein Spieler an den Ball gekommen ist. Dafür geht es manchmal einfach unheimlich schnell.“ Wichtig sei es, auch nach solchen Situationen nicht den Faden zu verlieren.

Seit gut drei Jahren ist Michael Behrens nun auch Schiedsrichter für internationale Begegnungen – und ist damit trotz der langen Faustballtradition im Landkreis Oldenburg der erste Faustball-I-Schiedsrichter im Kreis überhaupt.
Bei vier Europacup-Veranstaltungen der Vereinsmannschaften in Deutschland und Österreich wurde er inzwischen eingesetzt. „Natürlich ist man stolz darauf, dabei zu sein“, sagt der Ahlhorner. Größere Nervosität als bei einem DM-Spiel verspürt er aber nicht. „Wer sein Handwerk beherrscht, der braucht keine Angst haben.“

Ziel: World Games
Übrigens: Ein großes Schiedsrichter-Ziel auf internationaler Ebene hat sich Michael Behrens noch gesetzt: „Ich würde unwahrscheinlich gerne bei den World Games als Schiedsrichter nominiert werden“, blickt er auf das Multisportevent der nichtolympischen Sportarten, bei dem Faustballvertreten ist und das 2022 im amerikanischen Birmingham und 2025 in Chengdu (China) stattfinden soll. „Das ist ein großer Traum – auch wenn ich weiß, dass, wenn die Deutsche Faustball-Nationalmannschaft weiter so erfolgreich ist, ich wohl nicht das Finale schiedsen darf.“

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